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13 Juni

01.06.13  




Das war gestern. Vor dem Regen.

Beim Fahrradfahren. Kein Bach, sondern eine Straße.

Dieser Teil der Straße ist vor einer Woche mit schwerem Gerät neu aufgeschüttet worden.

Beim Nachhausekommen sitzt diese Kröte vor meiner Eingangstüre. Statt sie zu küssen in der Hoffnung, dass da eine Prinzessin auf mich wartet, mache ich ein Foto. Denn ich habe ja schon eine Prinzessin. Sogar eine arabische.

02.06.13  
Die Pfingstrose ist in diesem Jahr viel zu spät dran. Kein Wunder bei diesem Sommeranfang. Es regnet heute schon den ganzen Tag ohne Pause.

Mein junger Walnussbaum im Innenhof wird vom Wind fast weggeblasen.
In Ägypten hat heute das oberste Verfassungsgericht das letzte verbliebene Parlament, das Shura Council (Oberhaus) für nicht verfassungsgemäß erklärt. Das Unterhaus war aus diesem Grund bereits im letzten Jahr aufgelöst worden. Auch die verfassungsgebende Versammlung, die die jetzt geltende Verfassung im letzten Dezember verfasst hat, ist nicht verfassungsgemäß. Keiner weiß, wie es jetzt weitergehen soll. Die Muslimbrüder sagen, dass sich nichts ändern wird - bis zur Wahl des neuen Parlaments. Aber wie soll gewählt werden, denn das Gericht hat schon zweimal entschieden, dass das Wahlgesetz, das dafür benötigt wird, in einigen Punkten ebenfalls nicht verfassungsgemäß ist.
Ein bisschen spiegelt sich die Situation auch in den Bildern, die meine Freundin in Kairo heute bei 45 Grad gemacht hat.









03.06.13   Im "Tagesspiegel" wird der 50. Geburtstag des Arsenal-Kinos gefeiert mit einem Foto des Arsenalteams von 1976.

In der Mitte, neben Erika Gregor und Alf Bold, stehe ich, denn ich habe viele Jahre für dieses Kino und später für das Internationale Forum des jungen Films gearbeitet.

Fünf oder sechs Jahre später macht das Arsenal eine Retrospektive meiner Filme.
04.06.13   Gestern Abend zum ersten Mal seit langer Zeit wettermäßig ein kurzer Lichtblick:

Ich fahre, obwohl keine Sonne scheint, zum Körbaer See. Seit drei Wochen war ich da nicht mehr. Damals bin ich sogar kurz geschwommen. Für mich ist das heute also wie eine Expedition in unbekanntes Gebiet. Ich habe viele Bilder gemacht. Alles fotografiert, was neu für mich war. Auch ein Reh ist mir über den Weg gelaufen. Kurze Zeit später hörte ich einen Schuss. Ich kann nur hoffen, dass es nicht mein Reh war, auf das geschossen wurde.

Ich habe diese Blüte noch nie gesehen. Ich vermute, es ist eine Kleeart.

Eine Gartenlilie, die sich hier am Rand des Fahrradwegs verirrt hat.

???



Ein alter Ahornbaum, der während des Sturms offensichtlich über den Fahrradweg gestürzt ist.

Von Efeu bewachsene Bäume. Einen Moment denke ich, dass ich auch bei mir im Garten Bäume von Efeu bewachsen lassen könnte. Dann schaue ich nach oben in die Baumwipfel und sehe, dass all diese Bäume inzwischen abgestorben sind.

Blühender Ginster. Vor 7 oder 8 Jahren habe ich mal mehrere Ginsterbüsche ausgegraben und bei mir im Garten eingepflanzt. Kein einziger ist angewachsen.

Eine wunderschön gefärbte Akelei. Mitten im Wald am Fahrradweg. Meine Akeleien sehen lange nicht so schön aus.

Am Körbaer See blühen die Wasserlilien und der See ist randvoll vom Regen.

Zwei Schwäne und zwischen ihnen ihre Babies.
05.06.13   Ein wolkenlos blauer Himmel erlaubt es mir endlich wieder Wäsche zu waschen und zum Trocknen in der Sonne aufzuhängen. Es weht zwar ein kräftiger Nordwind, aber bei diesem Wetter muss ich einfach nochmal zum See fahren.





Ein Blogleser sagte mir per email, dass die Pflanze, die ich gestern fotografiert habe und die ich nicht kannte eine "vielblättrige Lupine" sei. Hier also ein Foto einer Lupine und…

…ein Lupinenblatt. Es hat in der Tat viele Blattfinger.

Aber das Blatt der mir unbekannten Pflanze ist dreiblättrig. So wie Klee. Allerdings behaart. Vielleicht kann ein anderer Blogleser das Rätsel um diese Pflanze lösen?

Heute habe ich alle blühenden Pflanzen am Fahrradweg gepflückt und diesen Blumenstrauß daraus gemacht.

Weil das Wetter heute bei mir einen Energieschub ausgelöst hat, habe ich auch noch angefangen, meine verschiedenen Wiesen zu mähen.
06.06.13  


Kleines Lagerfeuer mit großen Holzstämmen.

Mein Mittagessen mit Nudeln, sämtlichen Wurst- und Schinkenresten und einem Glas Wein. Das Rätsel mit der Blume von vorgestern hat ein anderer Blogleser gelöst. Es ist Inkarnat-Klee (LINK).

Meinen Film von gestern Abend habe ich ein bisschen gekürzt. Die fünfzehn Besucher, die die erste Fassung gesehen haben, werden hoffentlich nicht traurig sein. Mitten in der Nacht war mir die urplötzlich zu intim.

07.06.13  
Nach nur zwei Tagen Sonne fangen die ersten Kirschen an, sich rot zu färben. Wenn das Wetter so bleibt, könnte ich meine Wette mit Karlheinz Oplustil doch noch gewinnen. Am 10. Juni müssen sie essreif sein.

Ich hole meine Freundin am Flughafen Schönefeld ab.

Die Bauarbeiten vor meiner Wohnung gehen immer noch weiter. Zuerst sehe ich diesen Sandberg…

…und dann: der gesamte Hauseingang ist verschwunden. Wie gut, dass ich das nicht miterleben durfte.
08.06.13   Der rbb zeigt am 10. Juli 2013 um 23.00 Uhr in seiner Reihe "FilmSommer Berlin" meinen Film "BERLIN CHAMISSOPLATZ".



Beim Fahrradfahren auf dem Tempelhofer Flugplatz am späten Nachmittag.
09.06.13   Der kurze Weg zum Tempelhofer Flugplatz ist heute ziemlich kompliziert. Straßen sind gesperrt wegen des Fahrradrennens und Tausende sind unterwegs.


10.06.13   Nach einem anstrengenden Auto-Tag im Berliner Verkehr lädt mich meine Freundin zum Mittagessen in meinem alten Charlottenburger Kiez ein.



Meine Freundin fotografiert mich mit der Kamera, die ich am Morgen weit draußen im Wedding vom Nikon-Service abgeholt habe.
11.06.13  

Aus den "polizeilichen Meldestellen" sind in Berlin ja inzwischen "Bürgerämter" geworden und man muss nicht mehr viele Stunden in einer Schlange stehen, um einen Personalausweis oder Pass zu beantragen, sondern man kann online einen Termin ausmachen. Und das funktioniert tatsächlich reibungslos. Ich bin beeindruckt.



Die frühen Kirschen auf meinem Bauernhof sind tatsächlich in ein paar Tagen reif geworden. Ich denke, ich habe meine Wette mit Karlheinz Oplustil um eine Flasche "guten Rotwein" gewonnen.

Beim Gießen meines Salat-Rucolabeets entdecke ich diese reife Erdbeere.

Meine Pfingstrose hat sich in den letzten zehn Tagen nicht weiterentwickelt. Der Phlox nebenan ist so schnell gewachsen, dass ihre Blütenknospen keine Sonne mehr bekamen. Ich habe die Blütenknospen heute hochgebunden.

Eine Chaos-Ecke im Innenhof. Sie war voll mit Brennesseln und dornigen Brombeerranken. Seit vielen Jahren habe ich da nichts mehr gemacht. Vielleicht fälle ich morgen die beiden Holunderbäume, die ohnehin kaum noch Blüten haben.

12.06.13  




Nachdem alle Stämme und Äste zersägt sind, ist die Kettensäge stumpf, und ich muss sie wieder schärfen lassen.

Jetzt lässt sich endlich auch wieder die Türe zu diesem Raum öffnen, in dem früher Brennholz gelagert wurde.

Die Pfingstrose kriegt jetzt wieder Licht und öffnet ihre Blüten.
13.06.13   Die zweite Tageshälfte gestern:

Meine Freundin schwimmt im See…

…die Schwanenfamilie am anderen Ufer des Sees auch.

Ich beende die Aufräumarbeiten meiner Baumfällaktion vom Morgen…

…und mache aus den beiden Holunderbäumen ein Feuer.

14.06.13   Gestern Nachmittag. Heute ist der wärmste Tag des Jahres hier: 27 Grad. Das Fahrradfahren zum Körbaer See wird schon fast zur Gewohnheit. Trotz starkem Wind. Auf dem Rückweg fotogafiere ich diesen Fingerhut. Ich weiß seit meiner Kindheit, dass er hochgiftig ist. Mein Vater war ein begeisterter Kräuter- und Pilzsammler und hat meinem Bruder und mir beigebracht, welche Pflanzen und Pilze giftig sind. Dafür bin ich ihm dankbar.



Meine Freundin fotografiert mich beim Fotografieren.



Mit ihrem Fotoapparat, der sehr viel besser ist als mein Fotoapparat, mache ich dann diese Nahaufnahme.
In der Nacht hat es geregnet und die Temperatur ist um 10 Grad gefallen. Am Nachmittag mache ich das, was ich jedes Jahr mache: ich breche die Blütenstände meiner beiden großen Rhododendren heraus. Vielleicht eine sinnlose Tätigkeit, denn in den Parks macht das auch keiner, und die Rhododendren blühen trotzdem.

Fertig für die Blüte im Mai 2014.

Für die Blogleser, die sich Sorgen um meine Hausgeister machen, hier habe ich noch viel, viel mehr Holunderbüsche. Vielleicht mache ich in diesem Jahr auch mal wieder Holundergelee. So wie vor 10 Jahren.

Meine absolute Lieblingsrose kriegt von Tag zu Tag mehr Blüten. Hoffentlich blüht sie noch, wenn ich vom Festival des deutschen Films in Ludwigshafen zurückkomme!
15.06.13   Da wir morgen mit dem Zug zum Filmfestival nach Ludwigshafen fahren, können wir nicht zum Körbaer See fahren.

Der ICE nach Mannheim soll tatsächlich fahren und sogar pünktlich sein, sagt die Hotline der Deutschen Bahn am Telefon.
„Ein Thome-Film ist zu einer eigenen Marke geworden. Kein anderer deutscher Filmemacher schafft es derzeit stilistisch und inszenatorisch, seine eigene Sprache auf die Leinwand zu bannen“, sagt Festivaldirektor Dr. Michael Kötz. Das steht auf der Facebookseite des Festivals.
16.06.13  


Der Taxifahrer, der mich zum Hauptbahnhof brachte, kam zu spät, weil schon wieder wegen einer Fahrrad-Veranstaltung eine wichtige Durchgangsstraße gesperrt war. Ich hatte Zeit, ein Foto dieser Absperrungs-Verschönerung in der Fidicinstraße zu machen. Der ICE war pünktlich. Die Wagen der 1. Klasse wurden allerdings 5 oder 10 Minuten vor der Zugeinfahrt vom Zugende auf den Zuganfang verlegt. Ein bisschen mit Änderungen Herumspielen muss bei der Bahn einfach sein. Für manche Leute da ist das eben eine Riesen-Spielzeugeisenbahn.

Ein aufgeschütteter Berg irgendwo hinter Fulda. In der Wirklichkeit ist er höher und dramatischer als hier auf dem Foto. Ich hoffe, es ist kein Müllberg.

17.06.13  

Die Vorstellung von "INS BLAUE" begann eine Dreiviertelstunde später und damit auch das mitternächtliche Publikumsgespräch.

Bruno Ganz, der gerade den "Preis für Schauspielkunst" bekommen hat, und meine Hauptdarstellerin Esther Zimmering und ich sitzen da für dieses Gruppenfoto.

Festivalgäste draußen…

…und drinnen - während "INS BLAUE" läuft.

Beim Publikumsgespräch bis weit nach Mitternacht falle ich vor Müdigkeit fast vom Stuhl.
Heute ein zweistündiges Interview Mit Wolfgang Nierlin, der in der "Rhein-Neckar-Zeitung" eine Kritik zu "INS BLAUE" geschrieben hat. Ich habe das Gefühl, ich kann nichts mehr zu diesem Film sagen und muss endlich etwas radikal Neues machen.

Kunst vor dem Hotel, in dem ich in Ludwigshafen wohne.

Am späten Nachmittag ist die Temperatur auf ca. 37 Grad gestiegen. In den Zelten ist es noch heißer. Nur in den beiden Kinos läuft eine Klimaanlage. Hier draußen bläst etwas frische Luft aus der vermutlich gigantischen Klimaanlage für die Kinos. Auf dem Foto links von mir Carolin Genreith, die ihren ersten Film über das Thema Bauchtanzen gedreht hat. Wir warten beide auf unsere Publikumsgespräche und machen, um uns die Zeit zu vertreiben, Fotos. Rechts von mir Julia Teichmann, die ein Mitglied des Auswahlkomitees ist. Im Kino, wo "INS BLAUE" läuft, sitzen immerhin 300 Zuschauer.

Trotz eigentlich unerträglicher Hitze sitzen drinnen und draußen viele Menschen, die einen von den jeweils gezeigten zwei Filmen sehen wollen.

18.06.13   Die Kritik zu "INS BLAUE" (LINK) von Wolfgang Nierlin mit dem schönen Titel "Die verschworenen Blicke der Frauen" ist jetzt online.
Heute ist es bereits am Morgen unerträglich heiß. Gefühlt 40 Grad. Das Festival geht erst wieder am Abend weiter. Ich beschließe, ein paar Filmclips mit meinem Fotoapparat zu machen.

Die Rheingalerie habe ich zwar schon vor 2 Jahren gesehen, aber nicht darüber nachgedacht, was sich dahinter verbirgt.

Erdgeschoss. Auf zwei Etagen circa 130 Geschäfte. Ein absolutes Shoppingparadies. Und selbstverständlich klimatisiert.

Im 1. Stock ist es schon etwas wärmer. Jemand filmt, was so passiert.

Direkt neben dem Shoppingcenter fließt der Rhein.

Auf dem Rückweg vom Rhein sehe ich das…

…und das.
19.06.13   Die Vorstellung gestern Abend war am Vollsten und auch das Publikumsgespräch danach. Trotz Temperaturen um die 35 Grad. Mit der Nachtvorstellung heute, schätze ich, hat "INS BLAUE" in Ludwigshafen knapp zweitausend Zuschauer. Ich fahre zufrieden zurück nach Berlin und hoffe, dass die Klimaanlage in meinem ICE heute nicht ausfällt.
Die Klimaanlage im ICE ist nicht ausgefallen. Aber in Berlin kam ich zunächst nicht in meine Wohnung, denn vor dem Hauseingang war ein riesiges Loch. Ich wollte 10 Euro von meiner Freundin für das Taxi holen, weil die Taxifahrerin kein Wechselgeld hatte. Das haben mir dann die superfreundlichen Bauarbeiter gegeben - als Geschenk für die Unannehmlichkeiten. Als ich vom Taxi zurückkam, hat mir ein Bauarbeiter den Koffer abgenommen, und sie hatten zwei provisorische Bretter für mich über den Abgrund gelegt.

Eine halbe Stunde später war dann der richtige Eingang fertig.

20.06.13  
21.06.13  

Meine Freundin kauft sich einen Hut. Ich setze ihn auf. Schon werde ich fotografiert, und sie lacht sich halbtot.

Ich fahre zum Bauernhof. Auf der Autobahn ein endloser Stau. Also fahre ich durch die Dörfer. Überall liegen vom Sturm gefällte Bäume und am Straßenrand Berge von beiseite geräumten Ästen. Es sieht etwa so aus wie bei den Dreharbeiten von "ROT UND BLAU" 2002, wo wir an unserem Drehort in der Nacht für mehrere Stunden eingeschlossen waren. Gott sei Dank sind die Straßen weitgehend geräumt, denn der Sturm war gestern Nacht.

Dieses Haus hat es schwer erwischt.

Während ich Fotos mache, kommt ein LKW mit einem schweren Kran, der vermutlich den Baum einfach hochheben wird. Ich hätte das gerne gesehen, aber ich habe Angst, dass auf meinem Bauernhof auch etwas Schreckliches passiert ist.

Die Bewohner dieses Hauses haben nochmal Glück gehabt.

22.06.13  


Zum Einkaufen im Supermarkt fahre ich heute mit dem Fahrrad. Auch hier überall umgestürzte Bäume und abgerissene Äste.



Zum dritten Mal in diesem Jahr mähe ich meine verschiedenen Wiesenfelder. Wenn mein Rasentraktor etwas taugen würde, ginge das in einem Rutsch. Aber aus mir nicht erklärlichen Gründen, nimmt er nach einer Weile das gemähte Gras nicht mehr auf. Nach einer größeren Pause funktioniert er wieder. Kann mir das jemand erklären?

Auch der Innenhof ist gemäht, denn am Wochenende erwarte ich Gäste. Serpil Turhan will mit ihrem Mann kommen, um Kirschen zu essen.
Weil alles getan ist und ich keine Lust habe irgendwo im Haus neue Spinnweben abzusaugen, mache ich etwas, was ich seit dem letzten Oktober plane. Ich muss dafür ca. 100 Meter Stromkabel verlegen, deshalb habe ich das bisher nicht gemacht.

Mit der Motorsäge habe ich gerade hinter dem Birkenwäldchen acht wildwachsende Zwetschgenbäume abgesägt. Die haben jede Menge Stacheln, und nach dem Transport der Bäume auf die Wiese blute ich überall.

Der dickere Baum im Hintergrund ist ein Ahorn, der kleine Baum links im Vordergrund auch (den habe ich im Oktober gepflanzt). Ich will, dass mein Garten im Herbst farbige Blätter hat. Der alte Ahorn wird jetzt schneller wachsen, weil er mehr Licht bekommt, der junge Ahorn auch.
Licht bei Pflanzen hat die gleiche Wirkung wie Geld beim Filmemachen.

23.06.13   Heute wässere ich meine Pflanzen dick eingemummelt. Die Mückenschwärme um mich herum können mir nichts anhaben.
Dann räume ich die abgesägten Zwetschgenstämme in die Scheune.



Die Walnüsse des jungen Walnussbaums…

…und das sind die Walnüsse des alten, hundertjährigen Walnussbaums, der nochmal zeigt, wieviel Saft und Kraft noch in ihm steckt.

Der vom Wildwuchs der Zwetschgenbäume befreite Ahorn. Ab jetzt wird er von mir gehegt und gepflegt.

Die Kirschen des zweiten Kirschbaums sind noch nicht einmal ganz reif, und schon wieder sitzen da Hunderte Stare drin und schreien und fressen. Ein Versuch, sie abzuschrecken…

…aus der Sicht der Stare. Alle halbroten Kirschen sind schon weggefressen.
24.06.13  
Ich bringe ein "ROTE SONNE"-Plakat zur Post und sehe die Reste eines geknackten Geldautomaten. Die roten Flecken auf dem Boden sind kein Blut, sondern Farbreste mit denen die Geldscheine markiert und damit für die Räuber wertlos wurden.

Ein Schaufenster auf dem Weg zur Post.
25.06.13   Am 30. Juni regieren Präsident Mursi und die Muslimbrüder seit einem Jahr Ägypten. Alle seine Gegner planen an diesem Tag Massendemonstationen. Was wird passieren? Wird es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Anhängern kommen und was macht dann das Militär? Sandmonkey beschreibt in "The Daily News" (LINK) sehr klar alle Möglichkeiten.

Die Löcher vor den beiden Hauseingängen werden von Tag zu Tag größer. An das Geräusch des kleinen Baggers kann man sich mit etwas gutem Willen gewöhnen. So wie an Musik im Supermarkt. Es regnet den ganzen Tag.
26.06.13  

Kairo bereitet sich auf die größten Demonstrationen seit dem Sturz von Mubarak vor zwei Jahren vor. Die ägyptischen Autofahrer stehen viele Stunden lang in endlosen Schlangen vor Tankstellen. Vorräte werden von der Bevölkerung für die kommenden Tage gekauft, denn niemand weiß, was passieren wird. Der Kairoer Flughafen ist so voll von Menschen wie seit der Revolution nicht mehr. Auch die Banken sind überfüllt. Die Armee fährt an strategisch wichtigen Punkten mit Panzern auf. Die Mauern um den Präidentenpalast wurden bereits in der Nacht höher gemacht. Wichtige Straßen, die zu ihm führen, werden schon heute mit Betonklötzen und Stacheldraht abgesperrt. Und Präsident Mursi will heute um 20.30 Uhr vor 4000 geladenen Gästen eine wichtige Rede an sein Volk halten. Die wird vom Staatsfernsehen übertragen. Auf dem Tahrirplatz wird sich die Opposition die Rede anschauen. Wenn er verkünden würde, dass er zurücktritt, wären nicht alle, aber viele Probleme Ägyptens im Moment gelöst. Wer mit der Geschichte der Muslimbrüder vertraut ist, weiß allerdings, dass das zwar nicht undenkbar, aber absolut unmöglich ist. Immerhin ist ein von ihm eingesetzter Gouverneur in Luxor, von seinem Amt nach einer Woche zurückgetreten. Aber der war kein Muslimbruder, sondern ein Salafist.

Das Mosireen-Filmkollektiv hat diese Anleitung zum Herstellen einer schusssicheren Weste (allerdings nur für Schrotkugeln) heute ins Netz gestellt. Zwar ist alles Arabisch, aber wie dabei vorzugehen ist, wird in Bildern klitzeklein gezeigt. Mir hat das Anschauen Spaß gemacht, deshalb verlinke ich es hier.

Auf Twitter gibt es zahllose andere Fotos von den Schlangen an Tankstellen.

27.06.13   Heute ist Siebenschläfer = so wie das Wetter heute ist, wird es in den nächsten sieben Wochen sein. Meine Website hat heute morgen den Fünfhunderttausendsten Besucher gehabt.
Und Präsident Mursi hat gestern in Kairo eine zweieinhalb Stunden lange Rede gehalten, die ich auf Twitter in Englisch verfolgt habe.

Meine Freundin hat sie auf Arabisch gehört, ihn am Anfang ausgelacht, aber bald war ihr nicht mehr nach Lachen zumute gewesen.

Aus einem TV-Bericht vom Tahrir-Platz während der Mursirede.

Ein Tweet von Sandmonkey zur Mursirede gestern Nacht. Ich bin wieder auf meinem Bauernhof.
28.06.13   Eine klare Beschreibung und Analyse (LINK) von Mursis Rede am Mittwoch. Was Spiegel Online (LINK) und FAZ (LINK) schreiben ist total unbefriedigend.
Auf Foreign Policy schreibt Nathan J. Brown unter dem Titel "Will June 30 be midnight for Morsi's Cinderella story?": There is only one aspect of Egyptian politics that all Egyptians seem to agree upon: the only people who have an accurate understanding of the current situation are those who are utterly confused. Anyone who claims an ability to lend clarity either to current events or likely outcomes disqualifies himself or herself by doing so. After spending a week in the country, I share that sense of confusion and uncertainty -- but I also feel as deep concern and foreboding as I have at any moment since demonstrators first turned out in Egypt's public squares on January 25, 2011. The days leading up to the June 30 set of countrywide demonstrations against President Mohamed Morsi as well as the few that follow will be critical ones for the future of the political order, but I doubt if even the major actors themselves know what they will do. While I cannot provide clarity any better than any participant, I can outline why the current confrontation between the presidency and much of the Islamist camp on the one side and the opposition on the other (with the military lurking not so quietly in the wings) is so portentous for Egypt's political future…"
Ich mache eine Pause beim Twitter-Lesen und fahre ein bisschen Fahrrad. Auch weil es gerade einmal nicht regnet. Wenn ich mich hinlege und die Augen zumache, ziehen vor mir Tweets aus Ägypten vorbei. Bitte, lieber Mursi, erlöse mich und tritt einfach zurück.
29.06.13   Ein lesenswerter offener Brief (LINK) an die Muslimbrüder, in dem ihnen erklärt wird, dass alles, was morgen und in den nächsten Tagen in Ägypten passiert, von ihnen zu verantworten ist.
Ich bin heute wieder zum Körbaer See gefahren.

Ein Schwalbennest vor meiner Türe. Ich habe die auch gefilmt, aber das Upload auf Vimeo hat nicht funktioniert. Vielleicht weil der Film zu lang war. Dreißig Minuten. Aber er ist schön und ich habe es nicht übers Herz gebracht, ihn zu kürzen.
30.06.13   Ich komme kaum nach mit dem Verfolgen der Tweets aus Ägypten und dem Lesen der Artikel, auf die sie verlinken. Präsident Mursi hat gestern dem Guardian ein exklusives Interview (LINK) gegeben. Nicht in seinem Präsidentenpalast, sondern im Palast von König Farouk. Obwohl heute hunderttausende vielleicht sogar Millionen Ägypter auf die Straße gehen und verlangen, dass er zurücktritt. Er zeigt darin keine Spur von Einsicht in das, was in Ägypten vorgeht. Über den Demonstranten auf dem Tahrirplatz, der um 2 Uhr schon fast voll ist, kreisen Hubschrauber des Militärs. Diesmal nicht um Angst einzujagen, sondern um zu zeigen: Wir sind auch noch da.

Tahrirplatz um 13.30 Uhr. Die Protestmärsche kommen hier erst gegen 17 Uhr hier an. Und die Mehrheit zieht gleich zum Präsidentenpalast, den Mursi bereits gestern aus Sicherheitsgründen verlassen hat.

Platz vor einer Moschee, wo sich die Anhänger der Muslimbrüder versammeln. Wer mehr Anhänger hat, wird gewinnen. Auch das ist Politik.

Der arabische Al Jazeera-Sender macht prompt den Vergleich.

Und kurze Zeit später macht ein Ägypter diesen Vorschlag.

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